Was ist Biohacking?

Bevor ich dir erkläre, was Biohacking ist, möchte ich dir eine kurze Geschichte erzählen, die verdeutlicht, wie mächtig es sein kann, seinen Körper zu optimieren.

Ich bin mal für einen Tag von Deutschland nach Sydney, Australien geflogen.

Das ist natürlich eine vollkommen dumme Entscheidung gewesen und aus Umweltschutzgründen ebenso katastrophal. Aber es ging nicht anders. Denn irgendwie (und das klingt jetzt natürlich vollkommen schwachsinnig) hatte ich für einen kurzen Moment vergessen, dass ein guter Freund von mir am Wochenende in Deutschland heiratet. Das fiel mir wieder ein, NACHDEM ich gerade zugesagt hatte, für einen wichtigen Termin persönlich in Sydney zu erscheinen.

Samstag war der Junggesellenabschied. Montag abend ging mein Flug von Düsseldorf nach Dubai (6 Stunden), es folgten 6 Stunden Aufenthalt in Dubai und 14 Stunden Weiterflug nach Sydney. Insgesamt 26 Stunden. Landung Mittwoch Morgen Ortszeit. Eine Übernachtung, ein Foto vor dem Sydney Opera House und die ganze Tour wieder zurück. Landung in Düsseldorf Freitag Mittag. Gegen 17 Uhr erreiche ich mein Hotel, am nächsten Morgen ist die Hochzeit und wir haben noch die ganze Nacht Party gemacht.

Was soll ich sagen? Welcome to Jackass? Das war meine persönliche Hell Week. ABER: Das Ganze hat extrem gut funktioniert.

Was hat das mit Biohacking zu tun?

Oft erzähle ich Menschen, dass ich für einen Tag in Toronto war und wieder zurückgeflogen bin, dass ich „kurz“ in Brasilien war. 2023 bin ich insgesamt 75x geflogen. Davon 19x Langstrecke. Das funktioniert nur so gut, weil:

  • Ich meinen Körper kenne
  • Ich weiß, wie ich mich optimal auf solche Stressfaktoren vorbereite
  • Ich sehr gut darin bin schnell zu regenerieren
  • Meine Nährstoffe auch unterwegs möglichst gut abdecken kann

und Biohacking hat mich genau dahin geführt!

Denn Biohacking hilft mir zum einen auf der Daten-Ebene bestimmte Daten über mich selbst (zum Beispiel durch Fitnesstracker und andere Technologien) zu sammeln, damit ich dann auf Basis dieser Daten richtige Entscheidungen treffen kann.

In diesem Artikel lernst du:

  • Was ist Biohacking?
  • Welche konkreten Methoden gibt es, um sich selbst zu optimieren?
  • Praktische Tipps und Beispiele
  • Ist Biohacking wissenschaftlich fundiert?
  • Vor- und Nachteile
  • Erfahrungsberichte und Studien
  • Weiterführende Ressourcen

Eine einfache Definition:

Biohacking

Biohacking bezeichnet die Nutzung wissenschaftlicher und technologischer Methoden, um die eigene mentale und körperliche Leistungsfähigkeit zu verbessern.

Was kann man mit Biohacking optimieren?

Mit Biohacking können wir verschiedene Bereiche unseres Lebens verbessern. Mit kleinen Stellschrauben können wir oft schon gewaltige Ergebnisse erzielen.

Hier eine Übersicht, welche Punkte Biohacking für mich u.a. umfasst:

  • Schlaf und Regeneration
  • Ernährung und Nährstoffe (inkl. Supplements)
  • Mentale Leistung (besser lernen, mehr behalten)
  • Dank moderner Technologie Daten über sich selbst erheben, um bessere Entscheidungen zu treffen
  • Körperliche Leistungsfähigkeit pushen für mehr athletische Erfolge
  • und vieles mehr

Biohacking ist nicht gleich Biohacking

Biohacking hängt stark von deinen persönlichen Zielen ab. In diesem Artikel möchte ich vor allem über mich und meine Ziele sprechen.

Ich beschäftige mich seit knapp 10 Jahren mit Biohacking und habe vieles ausprobiert. Ich hoste einen Podcast über Biohacking, ich habe ein Buch darüber geschrieben, wie manche Menschen es schaffen Übermenschliches zu leisten und ich halte oft als Speaker Vorträge darüber, wie wir unsere Grenzen sprengen. Aber ich bin kein Arzt!

Ich bin jemand, der sich wissenschaftlich fundiertes Wissen aneignet, selbst Studien liest und viel ausprobiert, um das zu finden, was für ihn am Besten funktioniert.

Das trifft übrigens auf viele Biohacker zu. Daher ist Do Your Own Research sehr wichtig!

Das ist für mich wichtig:

Für mich persönlich läuft also vieles darauf hinaus möglichst konzentriert und mental leistungsstark zu sein. Für dich können diese Ziele ganz anders aussehen.

Wichtig zu verstehen ist aber: Biohacking ist ein Tool, um sich zu optimieren! Aber du darfst keine Wunder erwarten. Wenn dir jemand erzählt, dass du mit ein paar Supplements mit 2 Stunden Schlaf am Tag auskommst, ist das nicht nur zu gut, um wahr zu sein, sondern vor allem gefährlich!

Ist Biohacking wissenschaftlich fundiert?

Diese Frage ist tatsächlich gar nicht so leicht zu beantworten. Am Ende des Tages kommt es wohl darauf an, wessen Rat man befolgt und woher man seine Informationen bekommt.

Der Begriff Biohacking ist nicht geschützt, das heißt ganz plakativ gesprochen: jeder kann dazu irgendwas im Internet erzählen.

Für dich ist Eigenverantwortung daher besonders wichtig.

  • Hinterfrag Quellen kritisch! Wer erzählt dir etwas? Kann dir Person das, was sie dir erzählt, begründen? Kann sie sich auf Experten berufen oder ist sogar selbst ein Experte?
  • Schau dir wissenschaftliche Quellen an! Es gibt viele Biohacker, die sich wirklich auf wissenschaftliche Quellen stützten. Es gibt aber auch Menschen, die sich irgendwas aus einer esoterischen Ecke herleiten. Also schau genauer hin, woher die Informationen stammen!
  • Bleib kritisch! Wenn etwas zu gut klingt, um wahr zu sein, ist es das wahrscheinlich auch.
  • Probier selbst! Vielleicht erzählen dir Influencer auf Instagram oder Youtube, dass Eisbaden das beste Tool ist, um leistungsfähiger zu werden. Wenn du es aber selbst probierst und feststellst, dass das für dich nicht so ist, dann zieh deine eigenen Schlüsse daraus und halt nicht auf Krampf daran fest.

Biohacking: Anwendung und Methoden

🍓🫐🥑 Ernährung

Im Biohacking optimieren wir unsere Ernährung, durch die bewusste Auswahl von bestimmten Nahrungsmitteln. Hierbei kann aber auch die Reihenfolge, in der wir Nahrungsmittel essen einen großen Unterschied machen.

💡 Theorie:

Wusstest du, dass dein Blutzucker stabiler bleibt, wenn du erst Gemüse und dann kohlenhydratreichere Lebensmittel wie Reis isst?

Das fand eine kanadische Studie aus dem Jahr 2023 heraus.

Nachlesen kannst du die Studie hier: Nitta, A., Imai, S., Kajiyama, S., Miyawaki, C., & Tomita, M. (2022). Impact of dietitian-led nutrition therapy of food order on 5-year glycemic control in outpatients with type 2 diabetes at primary care clinic: retrospective cohort study. Nutrients, 14(14), 2865. https://doi.org/10.3390/nu14142865

🚀 Praxis: Was bringt dir das?

Ein stabiler Blutzucker steht in Zusammenhang mit einer besseren kognitiven Leistung. Das gilt sowohl für Diabetiker als auch für Menschen ohne Diabetes:

Eine Studie, die in PLOS ONE veröffentlicht wurde, fand heraus, dass hohe „normale“ Blutzuckerwerte mit einer verringerten Gehirnvolumen und kognitiven Leistung bei Menschen in den 60er Jahren assoziiert sind. Diese Studie untersuchte Teilnehmer ohne Diabetes und zeigte, dass sogar innerhalb des normalen Blutzuckerspiegels höhere Werte mit negativen Auswirkungen auf das Gehirn und die Kognition verbunden sind​ (PLOS)​.

Vereinfacht ausgedrückt:

Wenn du deinen Blutzucker stabil hältst, wirst du vermutlich länger in deinem Leben kognitiv leistungsfähiger sein. Ein stabiler Blutzucker ist daher auch aus Longevity Gründen (siehe unten) sehr interessant.

😴 Schlafoptimierung

Schlaf ist ein ein entscheidendes Fundament, um die eigene Leistungsfähigkeit zu erhöhen.

Ausreichend Schlaf: Biohacking bedeutet nicht, dass wir plötzlich mit nur noch 2-4 Stunden Schlaf pro Nacht auskommen. Das sind unseriöse Versprechungen, die am Ziel vorbeischießen.

Zu wenig Schlaf hat weitreichende Folgen für unsere physische und psychische Gesundheit.

  • Wer dauerhaft zu wenig schläft, risikiert ein höheres Verletzungsrisiko
    • Nachzulesen hier: Belenky, G., Wesensten, N. J., Thorne, D. R., Thomas, M. L., Sing, H. C., Redmond, D. P., Russo, M. B., & Balkin, T. J. (2003). Patterns of performance degradation and restoration during sleep restriction and subsequent recovery: A sleep dose-response study. Journal of Sleep Research, 12(1), 1-12. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/25028798/
  • risikiert seine Stoffwechselgesundheit zu verschlechtern
    • Nachzulesen hier: St-Onge, M. P., Grandner, M. A., Brown, D., Conroy, M. B., Jean-Louis, G., Coons, M., & Bhatt, D. L. (2016). Sleep Duration and Quality: Impact on Lifestyle Behaviors and Cardiometabolic Health: A Scientific Statement From the American Heart Association. Journal of Clinical Sleep Medicine, 12(8), 1433-1434. https://jcsm.aasm.org/doi/10.5664/jcsm.7758
  • und muss vermutlich negative Auswirkungen auf das Immunsystem in Kauf nehmen
    • Nachzulesen hier: Walker, M. P., & Stickgold, R. (2011). It’s practice, with sleep, that makes perfect: Implications of sleep-dependent learning and plasticity for skill performance. Clinics in Sports Medicine, 30(1), 1-15. https://doi.org/10.1016/j.csm.2010.12.004

Prof. Dr. Matthew Walker ist Professor für Neurowissenschaften und Psychologie an der University of California, Berkeley und hat ein unfassbar gutes Buch zum Thema Schlaf geschrieben: Why We Sleep (auf deutsch: Das große Buch vom Schlaf)

Im Becoming Superhuman Podcast besprechen wir das Thema Schlaf in mehreren Folgen.

🚴‍♂️ Bewegung

Bewegung ist eines der besten Biohacking Tools, um möglichst leistungsstark zu sein. Der Sportwissenschaftler und Hirnforscher Frieder Beck hat dazu ein spannendes Buch geschrieben: Bewegung macht schlau

📚 Mehr Buchtipps:

Was bedeutet Longevity?

Die Longevity (deutsch Langlebigkeit) Community ist eine Bewegung, die sich darauf spezialisiert mit wissenschaftlich fundierten Methoden das Leben zu verlängern.

Zu diesem Thema haben viele Wissenschaftler seit vielen Jahren geforscht. Hier sei zum Beispiel der Harvard Professor David Sinclair genannt, der das Thema Longevity als einer der ersten wirklich bekannt gemacht hat. Sein Buch Lifespan hat mich Ende 2019 auf das Thema Longevity gebracht.

David Sinclair hat nicht nur auf Ted über seine Forschung gesprochen, sondern auch zahlreiche wissenschaftliche Paper dazu veröffentlicht.

Hier ein Auszug seiner Veröffentlichungen:

Längere Gesundheitsspanne

  • Longevity Enthusiasten wollen nicht einfach nur länger leben. Sie wollen vor allem länger gesund Leben.

⚡️ Praktische Tipps und Beispiele

Mit diesen Hacks kannst du sofort ins Biohacking einsteigen:

1. Optimiere deinen Schlaf-Wach-Rythmus

Einer der häufigsten Gründe, wieso wir nicht genug und nicht erholsam schlafen ist, dass wir unseren Schlaf-Wach-Rythmus durcheinanderbringen. Dafür gibt es mehrere Gründe und Lösungsansätze:

  • Problem: Blaues Licht – Natürliches Licht hat je nach Tageszeit verschiedene Wellenlängen. Morgens hat Licht einen höheren Blauanteil und macht uns wacher. Abends hat es einen höheren Rotanteil und macht uns müde. Das Problem ist aber, dass die meisten technischen Geräte einen hohen Blauanteil im Licht haben!
  • Lösung: Verwende Blaulichtfilter z.B. an deinem Smartphone (Anleitung hier) oder am Computer (Anleitung hier), verwende abends eine Blaulichtfilter-Brille.
  • Lösung: Geh morgens ins Tageslicht. Ein kurzer Spaziergang von 15-30 Minuten hilft deinem Körper seine innere Uhr zu stellen.
  • Problem: Innere Uhr – Licht ist nicht die einzige Informationsquelle für unseren Körper, um die innere Uhr zu stellen. Genau so wichtig ist, wann wir essen! Schwere Mahlzeiten am Abend stören deine Erholung.
  • Lösung: Nicht zu spät essen. Versuch die letzte Mahlzeit mindestens 2 Stunden vor dem Zubettgehen zu dir zu nehmen.
  • Biohacking Freaks wie der Milliardär Bryan Johnson essen die letzte Mahlzeit des Tages um 11 Uhr vormittags – So krass musst du aber nicht sein. Wenn du einfach nicht mehr ganz sp spät isst, wirst du schon eine deutliche Verbesserung in deiner Schlafqualität feststellen.

2. Moderates Ausdauertraining gibt dir mehr Energie

Das sogenannte Zone 2 Cardio Training liegt voll im Trend. Experten wie Iñigo San Millan forschen seit Jahren dazu, was moderates Training mit unserem Körper macht. San Millan trainiert unter anderem Tour de France Rennfahrer und erklärt in einem Podcast mit Peter Attia, dass Tour de France Rennfahrer 80-90% ihres Trainings in einer moderaten Zone verbringen. Das soll die Mitchondrien – also die Kraftwerke der Zellen – trainieren.

Mehr dazu gibt es auf PubMed: San-Millán I, Brooks GA. Assessment of Metabolic Flexibility by Means of Measuring Blood Lactate, Fat, and Carbohydrate Oxidation Responses to Exercise in Professional Endurance Athletes and Less-Fit Individuals. Sports Med. 2018 Feb;48(2):467-479. doi: 10.1007/s40279-017-0751-x. PMID: 28623613.

Wie kannst du das für dich nutzen?

Baue Zone 2 Cardio Sessions in dein Training ein!

Woran erkennst du, dass du in Zone 2 bist?

Über die Herzfrequenz: Die Faustformel lautet, dass deine Zone 2 zwischen 60-70% deiner Herzfrequenz liegt. Je nach Trainingszustand, kannst du hier aber auch die Herzfrequenzreserve heranziehen ().

Herzfrequenzreserve berechnen:

Dazu nimmst du deine maximale Herzfrequenz (falls du die nicht kennst ist die Annäherungsformel 220-Lebensalter in Jahren). Minus deine Ruheherzfrequenz!

Dann nimmst du für die Zone 2 davon 65% und rechnest deine Ruheherzfrequenz noch mal drauf.

Für mich würde das so aussehen:

Maximale Herzfrequenz 193 (im Test ermittelt, rechnerisch mit der Faustregel wäre sie niedriger) – Ruheherzfrequenz 48 = 145 multipliziert mit 65 => 94,25 und wieder die Ruheherzfrequenz addieren: 142

Meine Zone 2 wird also irgendwo zwischen 135 und 150 liegen.

Unterschiedliche Tracker geben hier unterschiedliche Daten aus!

Du solltest dich davon aber nicht verunsichern lassen. Es ist nicht so, dass du auf alle Vorteile sofort verzichtest, wenn du plötzlich knapp über dieser Herzfrequenz bist. Die Zone 2 ist nur ein ungefährer Richtwert!

Einfachere Messmethoden für die Zone 2:

Der einfachste Test ist: Wenn du noch durch die Nase atmen kannst, bist du sehr wahrscheinlich in einer Zone der moderaten Ausdauer!

Mach dich nicht verrückt, wenn das für dich am Anfang nur schnelles Gehen bedeutet. Mit der Zeit wirst du immer besser.

Wenn du mehr darüber erfahren möchtest, empfehle ich dir meine Podcast Folge zu Zone 2 Cardio.

3. HIT macht dich schlauer

Bei High Intensity Training, bei dem wir wirklich an unsere Leistungsgrenzen gehen, wird BDNF ausgeschüttet.

BDNF (Brain-Derived Neurotrophic Factor) ist ein Protein, das im Gehirn und Nervensystem vorkommt. Es spielt eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung, dem Überleben und der Funktion von Nervenzellen (Neuronen). BDNF unterstützt das Wachstum neuer Neuronen, stärkt bestehende Verbindungen und fördert die synaptische Plastizität, die für das Lernen und Gedächtnis wichtig ist.

Hohe BDNF-Werte sind mit besserer kognitiver Funktion und geistiger Gesundheit verbunden, während niedrige BDNF-Werte mit neurologischen und psychischen Erkrankungen in Verbindung gebracht werden. (Recent Advances on the Role of Brain-Derived Neurotrophic Factor (BDNF) in Neurodegenerative Diseases)

=> BDNF wird durch sehr anstrengendes Training verstärkt ausgeschüttet

🎓 Die Studie dazu: Murawska-Ciałowicz E, de Assis GG, Clemente FM, Feito Y, Stastny P, Zuwała-Jagiełło J, Bibrowicz B, Wolański P. Effect of four different forms of high intensity training on BDNF response to Wingate and Graded Exercise Test. Sci Rep. 2021 Apr 21;11(1):8599. doi: 10.1038/s41598-021-88069-y. PMID: 33883635; PMCID: PMC8060323.

Die Studie untersuchte die Auswirkungen von vier verschiedenen Formen von Hochintensitätstraining auf die BDNF-Werte.

Nach neun Wochen Training wurden die BDNF-Werte besonders in den Gruppen mit hochintensivem funktionellen Training (HIFT) und hochintensivem Intervalltraining (HIIT) signifikant erhöht.

Konkret stiegen die BDNF-Werte nach dem Graded Exercise Test (GXT) in der HIFT-Gruppe um etwa 32% und in der HIIT-Gruppe um 27%.

Das kannst du umsetzen:

  • Baue einmal in der Woche eine kurze HIT Session in dein Training ein
  • Beginne langsam, wenn du Anfänger:in bist
  • Bereits eine Session, die nur ein paar Minuten geht, wird sich langfristig positiv auf deine Leistung auswirken!
  • Weniger ist mehr: Das Wichtigste ist immer Verletzungsprävention, also übertreibe es nicht!

Neueste Trends und Innovationen

Auf dem Biohacking Markt passiert natürlich extrem viel. Es entstehen neue Podcasts, neue Bücher werden geschrieben, Studien werden veröffentlicht und natürlich gibt es ständig neue Technologien und Wearables.

🤔 Welche Wearables (Tracker) sind relevant?

Zu den bekanntesten Trackern gehören neben der Fitbit, der Apple Watch und anderen Smartwatches auch der Oura Ring oder das Whoop Strap.

Was ist der Oura Ring?

Oura ist ein Smartring. Also ein Ring, der mit Technik ausgestattet ist. Er ist eines der ersten bekannten Wearbles in der Biohacking Community gewesen und wurde bekannt für sein Schlaftracking.

Erfahrungen mit Oura

Weiterführende Artikel zu Oura:

Ein sehr aufschlussreiches Video stammt von dem Youtube Kanal „The Quantified Scientist“. Der Kanalbetreiber Rob ist ein Postdoktorand, der sich auf die Analyse biologischer Daten spezialisiert hat. Auf seinem Youtube Kanal testet er Wearables und Fitnesstracker und vergleicht sie in ihrer Präzision mit Technik aus dem Labor. Er hat u.a. den Ouraring mit einem Schlaf-EEG verglichen und die Ergebnisse in seinem Youtube Video wissenschaftlich aufbereitet:

Wie akkurat ist der Oura Ring denn jetzt?

Wahrscheinlich kann man sagen, dass er so 80% akkurat ist. Das klingt wenig, dennoch schnitt der Oura Ring damit als Schlaftracker lange besser ab, als viele andere Tracker.

Und abseits vom Schlaftracking?

Eine Studie, die im Journal of Medical Internet Research veröffentlicht wurde, bewertete die Genauigkeit der vom Oura Ring gesammelten Herzfrequenz (HR) und Herzfrequenzvariabilität (HRV) im Vergleich zu einem medizinischen EKG-Gerät. Die Ergebnisse zeigten, dass der Oura Ring die nächtliche HR und RMSSD (Root Mean Square of Successive Differences) sowohl in 5-minütigen als auch in nächtlichen Durchschnittstests genau messen konnte. Andere HRV-Parameter wie AVNN und pNN50 hatten ebenfalls hohe Korrelationen im nächtlichen Durchschnittstest, während LF und das LFältnis in beiden Tests höhere Fehler aufwiesen​ (JMIR)​.

Eine andere Studie, veröffentlicht in BMC Medical Research Methodology, validierte die Energieverbrauchs- und Schrittzählungsgenauigkeit des Oura Rings sowohl in Labor- als auch in realen Umgebungen. Die Studie zeigte, dass der Oura Ring zuverlässige Daten zur körperlichen Aktivität und Energieverbrauch lieferte, was ihn zu einem nützlichen Tool für die Überwachung der täglichen Aktivität macht​ (BioMed Central)​.

Diese Studien bestätigen die Genauigkeit des Oura Rings in der Erfassung wichtiger Gesundheitsparameter und unterstreichen seine Nützlichkeit im Alltag. Hier kannst du die beiden Studien selbst nachlesen:

Whoop als Biohacking Tool

Das WHOOP-Band ist ein tragbares Fitness- und Gesundheitsgerät, das darauf abzielt, Benutzern tiefere Einblicke in ihre körperliche Verfassung, Erholung und Schlafqualität zu geben.

Es handelt sich dabei um ein Armband, das verschiedene biometrische Daten kontinuierlich überwacht und analysiert.

Hier sind einige Hauptmerkmale des WHOOP-Bands:

Herzfrequenzüberwachung: WHOOP misst die Herzfrequenz rund um die Uhr und verwendet diese Daten zur Berechnung anderer wichtiger Gesundheitsmetriken, wie Herzfrequenzvariabilität (HRV) und Ruheherzfrequenz​ (JMIR)​​.

Schlafanalyse: Das Gerät verfolgt detaillierte Schlafphasen und gibt Einblicke in die Schlafqualität. Es bewertet den Schlaf basierend auf verschiedenen Phasen wie leichtem Schlaf, Tiefschlaf und REM-Schlaf und gibt Empfehlungen zur Verbesserung der Schlafgewohnheiten​ (medRxiv)​​.

Erholungsbewertung: WHOOP verwendet eine Kombination aus HRV, Ruheherzfrequenz und Schlafdaten, um den Erholungszustand des Benutzers zu bewerten. Diese Erholungsbewertung hilft zu bestimmen, wie bereit der Körper für körperliche Aktivitäten ist​ (JMIR)​​ (WHOOP)​.

Belastungsmessung: Das Band misst die tägliche körperliche Belastung durch Aktivitäten und berechnet die Anstrengung, die der Körper während des Tages erfährt. Dies hilft Benutzern, ihr Training und ihre Erholungsphasen besser zu planen​.

Muscular Load: WHOOP Labs hat eine neue Metrik entwickelt, die speziell die Belastung und Anstrengung beim Krafttraining misst. Diese Metrik nutzt Beschleunigungsmesser und Gyroskopdaten, um ein genaues Bild der körperlichen Belastung während des Trainings zu liefern.

Wie akkurat ist das Whoop?

Auch hierzu hat Rob vom Kanal The Quantified Scientist einen Test aufgesetzt.

Im Video schaut er sich folgende Features an:

  • Herzfrequenzrate bei verschiedenen Sportarten
  • Schlaferkennung und Schlafphasenerkennung
  • Hauttemperatur

Meine Erfahrungen mit Whoop

Ich bin seit Mai 2024 Whoop Nutzer. Davor habe ich 3,5 Jahre Oura benutzt (erst den 2nd Generation Oura Ring, dann den Ring in der dritten Generation). Was mich anfangs abgeschreckt hat, ist das Abomodell, das hinter Whoop steht. Allerdings hat Oura das inzwischen auch eingeführt.

Was mich jetzt dazu gebracht hat, doch ein Whoop Band zu kaufen ist, dass Whoop in den letzten Jahren eine hohe technologische Entwicklung durchgemacht hat und es sich für mich so abzeichnet, dass Whoop Oura in einigen Punkten abhängen könnte.

Insgesamt ist der Schlafalgorhitmus von Oura nicht mehr der Goldstandard. Der von Whoop ist aber auch lange nicht perfekt. So überschätzt Whoop zum Beispiel systematisch den Tiefschlaf, wohingegen Oura ihn eher unterschätzt. Wenn man beide Tracker nutzt, kann man davon ausgehen, dass die Wahrheit wohl irgendwo in der Mitte liegt.

💡 Ich habe eine Podcastfolge dazu aufgenommen: Wie akkurat sind Sleeptracker?

Was ich an Whoop gut finde:

Belastung: Ich empfinde die aufgezeichnete Belastung als genauer und differenzierter, als ich es von anderen Trackern kenne. Bei der Apple Watch werden nur Kalorien gezählt, wenn ich mich auch wirklich bewege. Whoop ist aber in der Lage meine erhöhte Belastung auch in Phasen zu tracken, in denen ich mich nicht physisch bewege, mein Körper aber hart arbeitet. Das kann in der Sauna sein. Aber auch in anderen Stresssituationen, wie bei einem Vortrag, wo ich vor Publikum spreche.

In diesen Situationen erkennt Whoop, dass meine Belastung höher ist als sonst und sagt mir auch, dass ich nach solchen Tagen mehr Regeneration brauche.

Aber kann man nicht einfach auf seinen Körper hören?

Ja, theoretisch schon. Praktisch sind wir aber nicht immer gut darin. Es gibt oft Tage, wo ich mich wundere, dass Whoop mir so eine hohe Belastung anzeigt. Zum Beispiel saß ich letztens an einem heißen Tag, nach nicht ganz perfektem Schlaf mehrere Stunden in der Sonne. Es hat sich für mich nicht anstrengend angefühlt, weil ich ja Spaß hatte. Doch die Belastung für meinen Körper war trotzdem da. Whoop erkennt das und erinnert mich daran, dass ich mehr Regeneration brauche.

Ich persönlich hätte das niemals gemerkt. Vielleicht hätte ich mich dann nach ein paar Tagen, in denen ich mich vollkommen „verausgabt“ habe gefragt, wieso ich so kaputt bin. Durch das systematische Erheben von Daten kann ich das aber vorher erkennen und dann schon gezielt gegensteuern!

Weiterführende Inhalte zu Biohacking und Longevity

Biohacking und Longevity Podcast Empfehlungen:

und natürlich mein Podcast auf deutsch:

Die besten Biohacking und Longevity Bücher