Viele von euch wissen, dass ich ein großer Fan von Biohacking und der Quantified Self Bewegung bin. Ich liebe es, Daten über meinen Körper zu sammeln. Natürlich habe ich mir irgendwann einen Continous Glucose Monitor in den Oberarm getackert, ich besitze einen Oura Ring, eine Apple Watch und noch ganz viele andere Gadgets und Wearables, mit denen ich versuche „unsichtbare Werte“ sichtbar zu machen.
Als ich Anfang 2018 auf ShapeScale gestoßen bin, war ich sofort fasziniert. Das Unternehmen verspricht eine Waage, mit einem herausfahrbarem Arm der dich einmal komplett abscannt. Dadurch bekommst du in der App sowohl einen 3D Avatar, du siehst aber auch genau an welchen Stellen du zugenommen hast. Angeblich soll dieser Scan auch zwischen Körperfett und Muskeln unterscheiden können.
Ich bin direkt eingestiegen. Damals betrug mein Investment 499$ und ausgeliefert werden sollte Ende 2018.
Seit dem wurde die Auslieferung regelmäßig verschoben. Ich wartete und wartete, aber es gab immer neue Gründe, wieso sich die Auslieferung verzögerte. ShapeScale hat mehrfach angekündigt, nun endlich auszuliefern. So wollten sie im Herbst 2020 liefern, dann 2021, dann „late 2022“ und aktuell heißt es auf der Website early 2023.
In einem E-Mail Update vom 15.11.2022 heißt es sie beginnen im Dezember 2022 mit der Auslieferung. Heute ist der 06. Januar und es sieht nicht so aus, als hätten sie bis jetzt begonnen.
Die Technik 🔧
Die Idee hinter ShapeScale ist einfach, dass ein Sensor die Körperoberfläche abmisst. Ich würde vermuten, dass hier ein Abstandsmesser zum Einsatz kommt. Nach dem gleichen Prinzip funktionieren Einparkhilfen bei Autos, die Piepen, wenn man einem Hindernis zu nahe kommt. Ich denke auch, dass es grundsätzlich möglich sein müsste, diese Technik mit dem Lidar-Sensor aus dem iPhone umzusetzen. Die Idee ist einfach, dass der Sensor einen bestimmten Abstand misst und dem Gerät die Information zurücksendet. Wenn ich damit über eine unebene Oberfläche gehe, kann ich die Oberfläche anhand der unterschiedlichen Entfernungen genau abbilden.
Ich würde so bei einem Menschen auch erkennen, ob er an den Oberarmen zugenommen hat oder an der Hüfte. Einfach dadurch, dass sich die Abstände verändern. Ein Algorithmus könnte dann anhand der Umfänge und der genauen Orte dieser Umfänge errechnen, ob es sich um Fett oder Muskeln handelt. Wenn mein Bizeps durch Muskelmasse größer wird, ist die Verteilung des größeren Umfangs minimal anders, als hätte ich an den Armen mehr Fett angesetzt.
Dabei handelt es sich natürlich um extrem viele Daten, aber die Technik ist im Bereich Künstliche Intelligenz (KI) und maschinelles Lernen inzwischen so fortgeschritten, dass ich das für realistisch halte.
Selbst wenn der Algorithmus nicht bestimmen kann, ob man wirklich Fett oder Muskeln zugenommen hat, ist die Vorstellung eines solchen Abstandsmessers erstmal total realistisch. Jedes neuere iPhone besitzt inzwischen die Technik um Abstände sehr genau zu vermessen.
Es ist natürlich die Frage, wie praxistauglich das ganze dann am Ende wirklich ist.
Der Proband müsste Zentimetergenau an der selben Stelle auf der Waage stehen, damit der Abstandsmesser zu brauchbaren Ergebnissen kommt. Das ist in der Theorie möglich, in der Praxis steht man hier aber vor gewissen Hindernissen.
Außerdem müsste man wirklich still halten. Sicherlich kann man aber hier wieder auf Softwareebene bestimmte Sachen heraus rechnen. Je nachdem, wie lange so eine Messung dauert, wird der Nutzer zwischendurch atmen müssen. Dadurch allein verändern sich die Abstände. Doch rein theoretisch müsste das durch Künstliche Intelligenz rausrechenbar sein.
⚙️ Meine Einschätzung
Rein technisch gesehen halte ich ein solches Projekt für realisierbar. Auch wenn sich im Produktionsprozess sicherlich einige Hürden auftun und es schwer absehbar ist, ob das Produkt am Ende wirklich so genau ist.
Es wundert mich auch überhaupt nicht, dass sich die Auslieferung immer weiter nach hinten verschiebt. Einfach, weil ich mir vorstellen kann, dass viele Probleme erst in der Produktion bekannt werden.
Das ist natürlich keine Garantie, sondern einfach meine persönliche Meinung (und vielleicht ist hier auch der Wunsch der Vater des Gedankens). Ich kann mir aber durchaus vorstellen, dass es dieses Projekt prinzipiell wirklich gibt und dass das Team von ShapeScale tatsächlich versucht ein Produkt zu liefern.
Ich kann mir aber genau so gut vorstellen, dass sie es niemals schaffen werden, dieses Produkt so auszuliefern, dass es wirklich die Resultate bringt, die es verspricht.
Dafür sind einfach zu viele Unbekannte im Spiel.
Ein weiteres Risiko, das ich sehe ist, dass die Technik – wenn sie endlich ausgeliefert wird – schon wieder veraltet ist.