Ich liebe Bücher. Ich habe zwar einen eBook Reader, ein Handy und ein iPad aber trotzdem kaufe ich gern Bücher auf Papier. Als ich das letzte Mal gezählt habe, hatte ich auf meine Wohnsitze verteilt über 500 Bücher. Ich glaube inzwischen sind schon 700 oder mehr (Stand 2018; Im Sommer 2021 habe ich noch mal gezählt und bin auf 936 gekommen). Und ich kaufe wie ein bekloppter. Als ich Ende Februar meine Kreditkartenabrechnung durchgesehen hatte, habe ich gemerkt dass ich in den ersten beiden Monaten des Jahres 2017 schon wieder 682,79 Euro für Bücher ausgegeben habe. Darunter sind viele Sachbücher oder Fachliteratur, da kostet ein Buch schon mal 50 Euro, so kommt der Betrag schnell zu Stande. Und ich bereue nichts, denn ich lese unheimlich gern und ich stelle mir Bücher auch einfach gerne ins Regal, weil ich mit ihnen etwas verbinde. Gute und schlechte Zeiten, Erinnerungen, spannende Gespräche.
Mit Amazon hatte ich so meine Diskrepanzen. Ich bin daher nicht mehr so gut auf Amazon als Dealer für meine Buchsucht anzusprechen. Leider habe ich immer noch keine richtige Alternative gefunden. Es tut mir leid, aber jedes Mal, wenn ich versuche dem stationären Buchhandel eine Chance zu geben enttäuscht er mich. Und das ist unfassbar traurig, denn ich liebe es in eine Buchhandlung zu gehen und mich inspirieren zu lassen und einfach zu kaufen. Es passiert oft, dass ich in Würzburg in der Innenstadt eine halbe Stunde Zeit über habe und einfach in den Hugendubel gehe und dort EINFACH SO für über 100 Euro Bücher kaufe. Einfach weil sie mich ansprechen und ich es schön finde, dass es sie gibt. Man kann mir wirklich nicht vorwerfen, dass ich mir keine Mühe gebe. Aber in unserer Beziehung enttäuscht mich der stationäre Buchhandel immer wieder.
Das Angebot von Fachliteratur
Als ich früher in Buchhandlungen war, gab es eine ganze Regalwand voll mit richtigen Fachbüchern zu langweiligen Themen. Bücher über Businesspläne, Gesellschaftsformen, Steuerrecht, Immobilien. Von Verlagen wie Axel Springer, dtv, Haufe usw. Heute gibt es das fast nirgendwo mehr. Ich war im Januar in einer großen, dreistöckigen Buchhandlung direkt in der Innenstadt einer deutschen Großstadt. Ich ein Buch speziell für die Gründung einer UG. Hatten sie nicht. Sie hatten eine ganze Abteilung für „Startups und finanzielle Weiterbildung“ damit meine ich aber diesen Hipsterkram. Robert Kyosaki, Tim Ferris, Tony Robbins, Shoe Dog. Dieses ganze mega coole „Ich bin jetzt ein Startup, ziehe nach Berlin und schlürfe einen Latte Machiatto und in meiner Freizeit schreibe ich einen Modeblog“. Versteht mich nicht falsch, ich lese sowas auch gern. Ich mag die Bücher von Robert Kysosaki ich hab das neue Buch von Tim Ferris auch gekauft. Aber das ist nicht das was ich suche. Tony Robbins oder Tim Ferris motivieren mich. Sie inspirieren mich. Sie erklären mir aber leider nicht, in welche steuerlichen Fallen ich in Deutschland tappen könnte. Keiner von denen hat jemals ein How To darüber geschrieben, wie man seine Umsatzsteuer dem Finanzamt meldet. Es gibt nun mal Themen in der Geschäftswelt, da verdienst du kein Geld mit „Finde deine Passion und du musst nie mehr arbeiten“. Du verdienst Geld mit Papierkram, Steuerformularen und Buchhaltung.
Die Mitarbeiter
Ich habe daraufhin eine Mitarbeiterin der Buchhandlung gefragt. Sie ist mit mir zu dieser Regalwand gegangen, um selbst zu schauen. Und ich sagte:
„Wann habt ihr denn hier umgebaut? Als ich früher hier war, war die ganze Abteilung voll mit Fachbüchern. Jetzt habt ihr nur noch so coolen Kram, aber ich brauche leider was richtig langweiliges“
Ihre Antwort:
Tja, das ist zwar ein nettes Kompliment, bringt uns aber auch nicht weiter
Danke dafür, dass die Zwischenmenschliche Kompetenz auch verloren gegangen ist.
Ich weiß. Ihr werdet jetzt denken: sie hatte wohl einen schlechten Tag. Aber ganz ehrlich. Für eine Branche, den sich den ganzen Tag darüber beklagt, dass die Kunden wegsterben und Onlinestores dafür verteufelt, dass keiner mehr in ihren Laden kommt ist „Der Mitarbeiter hatte einen schlechten Tag“ einfach keine Ausrede. Wenn ich online einkaufe und mich da an den Support wende, dann bekomme ich eine freundliche, hilfreiche Antwort. Auch wenn es nur ne Email Vorlage ist. Aber ganz oft gehe ich in eine Buchhandlung und habe das Gefühl, dass die Leute dort einfach keinen Bock auf ihren Job haben. Natürlich bestimmen Ausnahmen die Regel. Aber wenn man doch schon um jeden Kunden kämpfen muss, könnte man mit Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft so viel wieder gut machen.
Und genau so etwas ist mir schon so oft passiert. An einem anderen Tag ging ich in die Buchhandlung, weil ich ein Geschenk für jemanden suchte, den ich nicht so gut kannte aber offensichtlich doch genug, um zu seinem Geburtstag eingeladen zu werden. Keine gute Vorraussetzung. Also rief ich seine Freundin an und fragte sie, was der Typ in seinem Bücherregal stehen hatte. Bewaffnet mit diesem Wissen ging ich in eine Buchhandlung und erzählte, dass ich ein Buch für jemanden suche der bisher: *Hier die Aufzählung einfügen* gelesen hatte und was zu dieser Person passen könnte. Eine Verkäuferin reichte mir lustlos ein Buch und sagte „hier können sie mal lesen, ob das passt“. Die „andere Kunden kauften auch“-Funktion bei Amazon macht nen besseren Job.
Und ja auch hier: vielleicht hatte sie nen schlechten Tag, vielleicht kannte sie sich mit dem Genre wirklich nicht aus. Aber in einer riesigen Buchhandlung mitten in der Innenstadt wird doch irgendein Mitarbeiter sein, der in diesem Bereich gerade mehr Expertise aufweist und den man dann kurz zu Rate ziehen kann. Ein kurzes „Warten Sie, ich hole mal kurz meinen Kollegen, der kennt sich in diesem Bereich besser aus“ und gut. Schon hat man das Gefühl, dass einem versucht wird zu helfen.
Ähnlich war es übrigens bei meinem Buch über die UG (Unternehmergesellschaft). Die ambitionierte Mitarbeiterin, der wir in diesem Artikel zu Anfang bereits begegnet sind, beschloss meinem Anliegen noch eine Chance zu geben und tippte etwas in den Computer ein.
Ich möchte euch diese Szene mit einem Bild verdeutlichen (Achtung Spoiler):
Wie heißt das? U…?
UG. Unternehmergesellschaft.
Sie begann mir eine Liste von Büchern vorzulesen, deren Verlag zufällig eine UG war.
Englischsprachige Bücher
Ich lese locker ein Drittel meiner Bücher auf englisch. Das trifft insbesondere für Sach- und Fachliteratur zu. Leider führen viele Buchhandlungen keine englischen Bücher. Damit meine ich, dass man sie nicht mal bestellen kann. Trotz allem, was ich an Amazon auszusetzen habe, komme ich nicht drum herum einige Bücher dort zu bestellen. Weil deutsche Buchhandlungen einfach nicht importieren. Ich habe die Wahl ein Buch bei Amazon zu bestellen oder nach England zu fliegen, um es dort zu bestellen. So zum Beispiel das Buch von Pat Flynn (Affiliatelink zu Amazon – wüsste nicht wohin ich sonst linken sollte, haha!) Thalia hat es einfach nicht im Angebot. Es ist nicht bestellbar.
Die gedankenlose Auswahl von Büchern auf dem „Präsentiertisch“
In Würzburg im Hugendubel gibt es im ersten Stockwerk eine Auslage mit politischen Büchern. Dort findet man unter anderem eine Ecke mit Büchern des KOPP Verlags. Ich tue mich mit diesem Thema etwas schwer.
Voltaire soll gesagt haben
Mein Herr, ich teile Ihre Meinung nicht, aber ich würde mein Leben dafür einsetzen, daß Sie sie äußern dürfen.
– Voltaire
Und so ähnlich geht es mir bei diesem Thema auch. Ich halte diese Bücher für verschwörungstheoretikeranstachelnden Schwachsinn. Aber das ist nur meine Meinung. Ich finde es gut, dass man sie kaufen kann. Denn jeder hat ein Recht darauf, selbst auszuwählen, wie er sich informiert. Und nur weil ich das für pseudowissenschaftlich zusammengetragene Halbwahrheiten halte, können andere Menschen ganz anders darüber urteilen.
Aber ich finde die Zusammenstellung einfach unglücklich. Ich finde, dass man einen Verlag, der so sehr in der Kritik steht, wie es der KOPP Verlag tut, nicht mit Droemer, Knaur oder Pantheon zusammen präsentieren sollte. Nicht auf der gleichen Auslage. Nicht weil es schlechter wäre (dass es schlechter ist, ist nur meine Meinung), sondern weil die Zielgruppe eine vollkommen andere ist. Das spricht einfach dafür, dass der Mitarbeiter, diesen Tisch aufgebaut hat, keine Ahnung davon hat, was für Bücher das sind.
Und genau das ist das Traurige. Buchhandlungen haben für mich einfach ihre Kompetenzstellung verloren. Eine Buchhandlung ist ein Ort geworden, an dem man ein lustiges „93 Fakten die ein Junggeselle nicht über seine Leber wusste“-Buch kaufen kann, um es als Last Minute Geschenk mitzubringen. Oder ein „Wir Kinder aus dem Jahre 1959“ für den Onkel zum Geburtstag.
Aber es ist kein Ort, an dem Menschen arbeiten würden, die wirklich Expertise haben. Dort sehe ich das eigentliche Problem des stationären Buchhandels.
Es liegt nicht daran, dass Amazon oder andere Onlineshops so böse sind. Oder daran, dass wir bösen, bösen Konsumenten ja nur noch eBooks lesen würden, die dann in Tauschbörsen umsonst verschickt werden (btw. sind Büchereien, Flohmärkte oder das Weiterverschenken von Büchern keine neue Erfindung). Es liegt daran, dass der Buchhandel sich einfach viel zu lange darauf ausgeruht hat, dass es keine Alternativen zu ihm gab. Die Konkurrenz zeigt die Schwächen dieses Geschäftsmodells auf.
Onlineshops haben diese Schwächen erkannt und bieten eine Lösung. Sie bieten freundlichen Support, eine weite Auswahl an Büchern zu Nischenthemen (fremdsprachliche Bücher, Fachliteratur etc.) vor allem aber Kompetenz und wenn es nur die Schwarmintelligenz der Bewertungen und „andere Kunden kauften auch“-Funktion ist.
Der stationäre Buchhandel könnte das Ruder wieder rumreißen, wenn er flächendeckend freundlicher und kompetenter wäre. Aber das ist er einfach nicht. Leider.
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